Erlebnisse einer Männergruppe beim Waldbaden in der Schweiz 🙂
Was dann folgte, war eine Mischung aus Naturerlebnis, Männerdynamik und einer überraschend intensiven Begegnung mit… Ameisen. Aber eins nach dem anderen.
Männer ticken anders – auch beim Waldbaden
Wenn man das Wort Waldbaden in die Runde wirft, denken die einen an einen See oder Teich im Wald, andere an esoterische Rituale, Trommeln oder stille Frauenkreise. Doch Waldbaden geht auch anders und vor allem: männlicher. Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders. Neugieriger. Skeptischer. Manchmal lauter. Und oft mit einer Portion Entdeckergeist, der den Wald plötzlich zum „Abenteuerspielplatz“ werden lässt.
Ich hatte die Tour mit zwei Stunden Waldbaden, mit dem Versprechen von Entschleunigung und einem kleinen Spaziergang im Grünen ausgeschrieben.
Mit dabei waren wie so oft Paul und Urs, zwei bewährte Wanderkollegen, die bei Genusswanderungen nie fehlen. Paul brachte einen Kollegen mit, Hermann, einen eher stillen, spirituell offenen Typen, der von sich sagt, er „lausche gern dem Leben“. Und durch eine Facebookgruppe stiess spontan Rolf dazu. Ein Mittfünfziger aus einer norddeutschen Stadt, mit wenig Walderfahrung, aber viel Offenheit. Dachte er zumindest.
Die Sache mit der Erwartung beim Waldbaden
Schon der Weg zum Einstiegspunkt war von angenehmer Männerruhe geprägt. Keine Plauderei, kein Smalltalk, eher ein sachliches Nebeneinandergehen. Die Stimmung war offen, aber nicht überschwänglich.
Wenn jemand sprach, dann weil er etwas gesehen hatte und mehr erfahren wollte. Die ein oder andere Pflanze oder Vogelstimme wurde ganz pragmatisch mit einer App bestimmt:
„Ah, das ist also ein Zilpzalp…“ – „Nie gehört. Klingt aber ganz nett.“ So in etwa.
Nach etwa 30 Minuten waren wir mittendrin im Wald, die Luft frisch, das Licht gefiltert durch das Blätterdach, alles perfekt für den ersten Teil unseres Waldbadens. Ich bat die Männer, sich in etwas Abstand zueinander auf den Waldboden oder einen Baumstamm zu setzen, still zu sein und einfach nur zu lauschen. Einatmen. Ausatmen.
Da war er: der Moment der Stille.
Oder hätte es sein sollen. Denn plötzlich: Begeisterung! Ameisen. Und zwar viele. Hermann entdeckte die geschäftigen Tiere direkt neben seinem Schuh, und schon sassen alle mit dem Kopf nach unten, beobachteten das Treiben fasziniert.
Es war kein Meditationsmoment, aber ein hochkonzentrierter. Achtsamkeit auf sechs Beinen.

Fachsimpeln im Wald
Nach rund 20 Minuten holte ich sie aus der Ameisen-Faszination zurück. Und siehe da: Die Aufmerksamkeit hatte sich geschärft und die Lust, die kleinen Dinge am Wegrand zu erkunden, war geweckt.
Paul entdeckte einen Dachsbau, und sofort begann das große Rätselraten: Wie tief graben Dachse? Wie viele leben in so einem Bau? Wie organisieren die ihren Wintervorrat?
Hermann wusste über die Tiere mehr als vermutet, und Urs ergänzte mit eigenen Beobachtungen aus früheren Wanderungen.
Es war kein klassisches Waldbaden, aber definitiv Walderleben pur.
Rolf allerdings wurde stiller. Zu still. Schliesslich blieb er stehen.
„Ich geh nicht weiter rein“, sagte er leise. Der Wald überforderte ihn.
„So viel Natur hatte ich seit meiner Kindheit nicht mehr.“ Und das meinte er nicht mit Begeisterung. Ich konnte ihn gut verstehen – so, wie mich große Städte manchmal überrollen, so überforderte ihn das Grün, das Rascheln, das Ungewisse, was hinter dem nächsten Baum wartet.
Wir einigten uns, dass er am Waldrand auf uns wartete. Einverstanden, niemand muss sich zwingen, alles mitzumachen. Waldbaden soll gut tun, nicht stressen.
Die stille Wahl des persönlichen Baumes
Zu dritt gingen wir tiefer in den Wald. Ich bat jeden, sich einen Baum auszusuchen, einen, der ihn in diesem Moment besonders anspricht. Hermann stand bald wie verankert vor einer knorrigen Eiche. Paul wanderte noch eine Weile umher, bevor er bei einer großen Buche stehenblieb. Urs entschied sich für eine Tanne.
Sie verweilten einige Minuten still bei „ihrem“ Baum, hielten inne, atmeten durch, ganz bei sich.
Dann kamen sie zurück, neugierig, was es mit diesen Bäumen auf sich hatte.
Sie hörten gespannt zu, als ich ihnen erzählte, wofür die jeweiligen Bäume stehen, welche Eigenschaften sie verkörpern und welche Wirkung man ihnen nachsagt.
Und sie machten sich tatsächlich gerne Gedanken:
Was hat mich genau zu diesem Baum gezogen?
Was wollte er mir sagen?
Wie habe ich mich gefühlt in seiner Nähe?
Für die meisten war das völliges Neuland. Über spirituelle Bedeutungen von Bäumen hatten sie noch nie nachgedacht – ausser Hermann, der einmal ein Buch über Baumheilkunde gelesen hatte.
Die Buche – Baum der Klarheit und des inneren Masses
Paul hatte sich instinktiv für eine Buche entschieden – einen Baum, der für geistige Klarheit, Struktur und inneres Mass steht.
Die Buche gilt als Baum des klaren Denkens, des alten Wissens unserer Ahnen und des Ordnens. Sie hilft dabei, Gedanken zu sortieren, Entscheidungen mit Ruhe zu treffen und sich von mentalem Ballast zu befreien. Ihre Präsenz wirkt nüchtern, aber kraftvoll, sie unterstützt Menschen, die Klarheit in ihr Leben bringen oder aus gedanklichem Wirrwarr aussteigen möchten.
Sie fordert nichts, sondern lädt dazu ein, still zu werden und ins eigene Zentrum zurückzukehren.
Kein Wunder also, dass Paul später sagte:
„Ich hätte noch länger dort stehen können.“
Nach dieser stillen Begegnung liefen wir rund 45 Minuten schweigend bis zum Waldrand zurück. Für alle drei eine ungewohnte, aber intensive Erfahrung. Keine Witze, kein Geplauder, nur das rhythmische Knirschen der Schritte auf dem Waldweg.
Jeder in seinem eigenen Tempo, aber doch als Gruppe.
Picknick mit Baumheilkunde und Hund
Zurück am Waldrand wartete Rolf – ausgestreckt auf einer Bank, das Smartphone in der Hand. Er scrollte durch soziale Medien, ganz in seiner Welt. Für heute hatte er definitiv genug Natur gesehen. Es gab keine Vorwürfe, für ihn war das Selbstfürsorge und somit alles gut.
Wir setzten uns ins Gras, breiteten ein einfaches Picknick aus: Brot, Alpkäse und Tee aus der Thermoskanne. Niemand hatte Cola oder Süsskram eingepackt, keiner PET-Flaschen, irgendwie schien das von Anfang an nicht zum Waldbad zu passen.
Was überraschend ausblieb: der übliche Small Talk. Keiner sprach über Politik, KI oder die grossartige Bergtour, die er neulich erst gemacht hatte. Es war, als hätte der Wald einen Schalter umgelegt. Stattdessen hörten alle aufmerksam zu, als Hermann berichtete, was er in seinem Baumheilkunde Buch gelesen hatte.
Schliesslich kamen Spaziergänger mit einem Hund vorbei. Sie fragen nach dem Weg. Der Vierbeiner holte sich schwanzwedelnd ein paar Streicheleinheiten ab und beendete die ruhige Stimmung endgültig.
Und dann noch zwei Stunden Wandern
Gestärkt, ruhig und ein bisschen waldverzaubert marschierten wir schliesslich weiter, jetzt wieder im Wandermodus.
Der Wald lag hinter uns, wir folgten einer Alpstrasse, die sich langsam bergab schlängelte. Die Gespräche wurden wieder lebendiger, aber nicht laut. Der Wald wirkte noch nach.
So erreichten wir eine Bushaltestelle und bald schon fuhren wir dem Ausgangspunkt entgegen.
Fazit: Männer sollten öfter mitkommen und vom Waldbaden in der Schweiz profitieren!
Drei der vier Männer kamen an diesem Tag spürbar aus ihrer Komfortzone. Einer stieg frühzeitig aus, aber ganz bewusst und mit dem klaren Gefühl: „Das reicht für heute.“
Was blieb, war ein echtes Naturerlebnis ohne Klangschalen, ohne Mandalas. Dafür mit Ameisen, Dachsen, Baumgesprächen und echtem, unverstelltem Staunen.
Hast du, egal ob Mann oder Frau, alt oder jung auch Lust, an einem Waldbadenkurs in der Schweiz teizunehmen? Oder magst du auf eine Genusswanderung mitkommen? Melde dich gerne unter waldmomente (ät) gmx.ch
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